Narben

Narben (Cicatrix; scar) sind sogenanntes Ersatzgewebe, die der Körper bildet, um Wunden zu schließen. Sie stellen den Endzustand einer Heilung dar.

Narbenklassifikation nach Mustoe (modifiziert nach [1]):

  • Reife Narbe – helle, flache und weiche Narbe im Hautniveau oder leicht unter dem Hautniveau
  • Unreife Narbe  Narbenbildung noch nicht abgeschlossen; es zeigt sich eine rötlich bis braune bzw. blaurötliche Narbe, die manchmal juckt und selten leicht schmerzend ist; ist minimal erhöht; sie stellt sich dar als Papel (Verdickung der Haut) oder Plaque (flächenhafte oder plattenartige Substanzvermehrung der Haut)
  • Hypertrophe Narbe
    • Lineare hypertrophe Narbe – strangartige Wulstbildung mit unregelmäßiger Oberfläche; es zeigt sich eine rote, erhabene, manchmal juckende und leicht schmerzende Narbe; verliert mit der Zeit an Farbe; es ist möglich, dass sich eine hypertrophe Narbe von selbst zurückbildet.
      Wachstum ca. 3-6 Monate, danach Regression (Rückbildung) über 2 Jahre
    • Flächige hypertrophe Narbe (> 0,5 cm) – rot, unregelmäßig erhabene Narbe, auch knotig; im Regelfall deutlicher Juckreiz und Berührungsschmerz, gelegentlich auch spontaner Schmerz; initiale Wundränder werden respektiert; ggf. auch derbe Papeln, Plaque oder Knoten (Entstehung: flächige Verletzungen wie Verbrennungen und Verätzungen)
  • Keloid – dieses kommt als überschießende Narbenbildung zustande, wenn der Körper zu viel Kollagen im Wundbereich bildet. Die Neigung zur überschießenden Narbenbildung ist eine genetische Veranlagung. Sie tritt aber nicht selten nur in bestimmten Körperregionen auf. So kann es beispielsweise vorkommen, dass der Körper am Rumpf überschießende Narben bildet, an den Armen und Beinen jedoch „normale“ Narben, die kaum sichtbar sind.
    • Kleines Keloid (< 0,5 cm) – rot, unregelmäßiges Oberflächenniveau, auch knotig, immer Juckreiz und Berührungsschmerz (hochempfindlich); ggf. auch spontaner Schmerz; initiale Wundränder werden überschritten
    • Großes Keloid  (> 0,5 cm) –  rot, unregelmäßiges Oberflächenniveau, plaqueförmig, auch knotig und unregelmäßig höckerig, immer Juckreiz und Berührungsschmerz (hochempfindlich); spontaner Schmerz (rel. häufig)
      Kontinuierliches Wachstum > 1 Jahr. Initiale Wundränder werden überschritten
  • Atrophe Narbe – blasse, häufig multiple Hauteinsenkungen, wie sie unter anderem bei einer schweren Akne zurückbleiben kann, auch
    • schmale tiefe (ice pick) Einsenkungen oder
    • breite napfförmige (rolling) Einsenkungen oder
    • breite, wie ausgestanzte (boxcar) Einsenkungen

Symptome – Beschwerden

Die Narbenklassifikation nach Mustoe beschreibt zugleich das klinische Bild einer Narbe in seinen möglichen Zuständen.

In Abhängigkeit von der Art der Narbe (s.u. Narbenklassifikation) können Narben Juckreiz, Spannungsgefühl und Schmerzen verursachen, ggf. auch Bewegungseinschränkungen.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Narben entstehen nach Verletzungen, Verbrennungen, Entzündungen – zum Beispiel durch Akne (z. B. Acne vulgaris) – nach Operationen oder Ähnlichem.

Der Prozess der Wundheilung wird Narbenbildung und Vernarbung genannt.

Die Wundheilung verläuft in folgenden Phasen:

  • Exsudative Phase (Hämostase (Blutstillung)) – in den ersten Stunden bzw. bis zum 1. Tag nach der Verletzung 
    • Einwanderung und Aggregation (Zusammenballen von einzelnen Zellen zu Verbänden) von Thrombozyten (Blutplättchen)
    • Freisetzung von Zytokinen (Proteine, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen): Blutstillung
    • Durch Exsudation (Absonderungen) von Fibrin (lat.: fibra ‚Faseŕ; „Klebstoff“ der Blutgerinnung) und koaguliertem (geronnenem) Blut wird der Wundspalt aufgefüllt. Es bildet sich Wundschorf, wodurch die Wunde nach außen gegen das Eindringen von Keimen geschützt ist.
  • Inflammatorische Phase (Entzündungsphase) – 1. bis 3. Tag nach der Verletzung
    • katabole Autolyse: Makrophagen ("Fresszellen") beseitigen die Blutkoagel (Blutgerinnsel) aus dem Wundgewebe
    • Fibrinabbau
    • Entzündungsreaktion und -zeichen
    • Infektabwehr
  • Proliferative Phase (Granulationsphase) – 4. bis 7. Tag nach der Verletzung
    • Bildung von Granulationsgewebe durch Mediatoren, Angioblasten, Fibroblasten (Bindegewebszellen), Myofibroblasten
    • Regeneration von Basalmembranzone und Epithel (oberflächliche Zellgrenzschicht)
  • Reparative Phase (Narbenbildungsphase) – 8. bis 12. Tag nach der Verletzung
    • Ausbildung kollagener Fasern
    • Wundkontraktion: Reißfestigkeit nimmt zu
    • Epithelialisierung (die Wunde wächst mit Epithelzellen zu)
  • Differenzierungsphase – ab 2. bis 3. Woche oder bis zu 1 Jahr
    • Remodeling (Umbauvorgänge) spezifischen Gewebes: intakte narbenfreie Haut
      oder
    • das Granulationsgewebe wird umgebaut in belastungsstabiles Bindegewebe; die Wunde zieht sich zusammen und wird reißfest; es entsteht eine Narbe – Narben sind zu Beginn gut durchblutet und erscheinen kräftig rot; allmählich werden die Blutgefäße abgebaut und die Narbe erscheint immer weniger rot, bis sie schließlich verblasst.

Oberflächliche Schürfwunden hinterlassen selten Narben.

Besonders gefährdet für eine unschöne Narbenbildung sind Brust und Schulter.

Keloide treten häufig familiär auf. Des Weiteren haben dunkelhäutige Hauttypen ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Keloiden.

Je tiefer eine Wunde ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Narbenbildung.

Narben sind meist zu Beginn gerötet und verblassen später.
Zurück bleiben meist weiße Narben. Das liegt daran, dass Narben nicht, wie die übrige Haut in der Lage sind, Pigmente zu bilden.

Diagnostik

Narben werden durch Blickdiagnose erkannt.

Therapie

Narben können auf unterschiedlichste Weise entfernt werden:

  • Zunächst ist es möglich, einzelne eingesunkene Narben mittels Fett oder Hyaluronsäure zu unterspritzen, um sie wieder dem Hautniveau anzupassen.
  • Nicht alle Narben können unterspritzt werden, hervorstehende, also hypertrophe Narben kann man nicht unterfüttern, sie müssen ausgeschnitten, mittels Fräse abgetragen oder durch andere Methoden behandelt werden.
  • Sind die Narben großflächig, zum Beispiel im gesamten Gesicht verteilt, werden flächendeckendere Methoden angewandt.
  • Operative Methoden sind: Narbenkorrektur, Dermabrasion
  • Durch Kryopeeling (Kältepeeling), Dermabrasio-Behandlung oder chemische Peelings können nicht nur einzelne Narben, sondern auch größere, mit Narben bedeckte Hautareale behandelt werden.
  • Eine Entfernung des Keloids ist mittels Kryotherapie (Kältetherapie) möglich.
  • Lasertherapie
    • Narben können u. a. mit einem CO2-Laser, Erbium-Yag-Laser oder Argonlaser entfernt werden.
      • Rote Narben: Durchblutungsreduzierung der obersten Hautschicht (Farbstofflaser)
      • Braune Narben: Rubin-Laser, Neodym-Yag-Laser oder Fraxel-Laser
    • Hypertrophe Narben und Keloide können zusätzlich mittels Farbstofflaser behandelt werden. Das Narbengewebe wird durch die Energie der Laserstrahlen verdampft.
    • Überschießendes Narbengewebe kann ebenfalls mit einem CO2-Laser verdampft werden. Allerdings besteht aufgrund der veranlagten Neigung die Gefahr, dass sich nach der Behandlung erneut überschießendes Narbengewebe bildet.

Je nachdem, wie tief die Narbe in der Haut liegt, ist es nicht immer möglich, eine Narbe vollständig zu entfernen. Dennoch kann das Aussehen und somit die Ästhetik in den meisten Fällen deutlich verbessert werden.

Eine Garantie für den dauerhaften Bestand einer Narbenkorrektur gibt es nicht.

Literatur

  1. Mustoe TA, Cooter RD, Gold MH et al.: International Advisory Panel on Scar Management. International clinical recommendations on scar management. Plast Reconstr Surg 2002 Aug;110: 560-571
     
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